Ein weiterer Abend für eine kritische und emanzipatorische Bildung. Wir hören, üben und formulieren Kritik und tragen sie in die Stadt hinaus – denn Kritik ist der Anfang von Veränderung.
Mit Beiträgen und Diskussionen zu: Wissenschaft und Aktivismus in Zeiten der Klimakrise und eine Kritik an den „Basel Nazifrei“-Strafprozessen
Für Essen und Getränke ist gesorgt.
Covid-Zertifikat für Teilnahme erforderlich und Maskentragepflicht.
Donnerstag, 25. November 2021
Die „Basel Nazifrei“-
Prozesse
18.30 – 20.00
Ein Tag vor der diesjährigen Langen Nacht der Kritik wird es genau drei Jahre her sein, dass in Basel eine vielfältig zusammengesetze Versammlung von Menschen einen Aufmarsch der rechtsradikalen PNOS (Partei National Orientierter Schweizer) erfolgreich blockierte. Im Nachgang der Demonstration kam es zu einer Eskalation. Die Polizei setzte Gummischrot ein, es flogen Steine und Flaschen. Mit einem beispiellosen Aufwand sicherten die Strafverfolgungsbehörden Basel-Stadt Beweise und brachten zahlreiche Personen zur Anklage. Das Basler Strafgericht folgte den hohen Strafanträgen der Staatsanwaltschaft weitgehend und verurteilte diverse Aktivist*innen zu bedingten Geld- und Freiheitsstrafen. Eine Aktivistin wurde zu einer unbedingten Haftstrafe von acht Monaten verurteilt, obschon ihr keine Gewaltanwendung nachgewiesen werden konnte. Diese unverhältnismässig harten Urteile sorgten über Basel hinaus für Aufsehen, wobei die Verfahren von Strafverteidiger*innen und Journalist*innen teilweise scharf kritisiert wurden. Thomas Schaad (MLaw, Rechtsanwalt), der für die juristische Fachzeitschrift „Plädoyer“ über die „Basel-Nazifrei“-Prozesse berichtete, gibt in seinem Vortrag einen Einblick in die mittlerweile über 30 Fälle, die seit Juli 2020 vor dem Basler Strafgericht verhandelt werden. Wie lief das Untersuchungs- und Gerichtsverfahren ab? Welche Bedenken gibt es an deren Rechtmässigkeit? Ist das Gericht möglicherweise befangen? Welche Probleme birgt die Mitarbeit des Geheimdienstes in einem Strafverfahren? Im Anschluss an den Vortrag bleibt Zeit für Fragen und Diskussion. Der Beitrag ist auch für Leute ohne Jus-Studium und -Erfahrung gut geeignet.
Input und Diskussion
Thomas Schaad
Wissenschaft im Handgemenge? Aktivismus und Wissenschaft in Zeiten der Klimakrise
20.30 – 22.00
Die Klima- und Umweltkrise stellt die Frage der Beziehung zwischen Wissenschaft und Aktivismus noch einmal neu. Immer mehr Naturwissenschaftler*innen nehmen politisch Stellung und unterstützen Klimaaktivismus öffentlich. Gleichzeitig sind Geisteswissenschaftler*innen erstaunlich zurückhaltend, wenn es um klare klimapolitische Stellungsnahmen geht. Was bedeutet wissenschaftliche Unabhängigkeit in Zeiten der Klimakrise? Müssen sich Wissenschaftler*innen zurückhalten, wenn es um das Benennen von klimagerechten Alternativen geht? Erlauben es die aktuellen Arbeitsbedingungen an den Hochschulen überhaupt, Aktivismus und Wissenschaft unter einen Hut zu bringen? Das Denkkollektiv «Klima und Geschichte» befasst sich unter anderem mit diesen Fragen und lädt zu einer gemeinsamen Diskussion ein.
Gruppendiskussion
Denkkollektiv „Klima und Geschichte“
09.12.21
Folgetreffen.
Wohin mit der Kritik?
ab 19.30 Uhr
Sparen in der Schule und Uni. Ausschliessende Bildungsinstitutionen, ohne Zugang für geflüchtete Menschen. Ein Bildungssystem, in dem sozioökonomische Position oder Geschlecht stark den Weg bestimmen. Eine Bildung, die hauptsächlich in MINT gefärbt ist. Ganze Fächer, die von rechts bedroht werden. Wissen als Ware, als Gegenstand in den Arbeitsmärkten und als Instrument sozialer Abgrenzung. Bildung als Herrschaft. Hinzu kommen: erschöpfte Belegschaften, überarbeitete Lehrer*innen, prekarisierte Wissenschaftler*innen.
Um (nur!) einige Punkte zugespitzt aufzuwerfen: Es gibt viele Entwicklungen und Zustände der Bildungsinstitutionen, die gesamthaft zu problematisieren sind.
Nach der eigentlichen Langen Nacht der Kritik, am 25. November, möchten wir mit neuen und bekannten Gesichtern, Interessierten und Involvierten über Erfahrungen und Probleme, aber auch über Potenziale in der Bildung und im Bildungssystem sprechen. Dabei stellt sich die Frage, wie ein «Bildungsaktivismus» oder Interventionen in der Bildungslandschaft aussehen könnten oder sollten. Wo liegen mögliche oder notwendige thematische Schwerpunkte und Aktionsformen? Wir vom Organisationskollektiv der Langen Nacht der Kritik möchten uns mit allen Interessierten über diese Punkte austauschen und dabei auch herausfinden, was dies für die Lange Nacht der Kritik in Zukunft bedeutet.
Die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten. Mehr zum Langen Nacht der Kritik und unserem Selbstverständnis unter: Über uns.
Workshop
Lange Nacht der Kritik Basel
Aktuell
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Über uns
Die Lange Nacht der Kritik wurde in Basel 2017 das erste Mal organisiert, in anderen Schweizer Städten bestehen ähnliche Formate schon länger. Allen ist gemeinsam, dass man sich gegen ein auf Markt und Karriere gerichtetes Bildungsverständnis stellt. Diesem Verständnis und den bestehenden Bildungsinstitutionen sollen dabei vielfältige Perspektiven auf Bildung und deren Formen entgegen gestellt werden.
Die Personen im Kollektiv, die die Lange Nacht der Kritik Basel jeweils organisieren, eint ein Unbehagen über den fehlenden Raum und die geringe Bedeutung kritischer Auseinandersetzung in den Bildungssystemen. Unser Anliegen, das Recht auf (kritische) Bildung, steht in einem Widerspruch zu den vorherrschenden Verhältnissen und Vorstellungen, die alle gesellschaftlichen Bereiche und damit auch die Bildung formen. Soziale Ungleichheiten, Diskriminierungen und Ausbeutung durchziehen schweizerische (Bildungs-)Institutionen und prägen den Alltag vieler. Sie entscheiden darüber, wer welchen Zugang zu Bildung hat und wie diese auszusehen hat. So fungiert Bildung als ein entscheidender Faktor für die Verteilung und Legitimierung von Ungleichheiten, sowie der Teilnahme- und Mitgestaltungmöglichkeiten an gesellschaftlichen und politischen Prozessen. Diesen Zustand der Bildung und Bildungssysteme wollen wir kritisieren, aber dem auch unsere eigene Bildungsperspektive gegenüberstellen. Wir wollen akademischen, politischen und aktivistischen Beiträgen, Diskussionen und Erfahrungen Raum geben, um einen Austausch, gegenseitiges Lernen und bestenfalls Interventionen zu fördern. Diese Kritiken sollen sich nicht auf Bildungssysteme beschränken, sondern darüber hinaus auf Missstände und ungleiche, ausbeuterische und unterdrückerische gesellschaftliche Verhältnisse zielen.
Kritik ist für uns kein Mittel, um Verbesserungsvorschläge, Feedbacks oder reine Analysen zu transportieren. Bildung bedeutet nicht die Vermittlung von Informationen und Wissen. Die Kritik und Bildung, der wir Raum geben wollen, kann und soll Handlungsimpulse und mögliche Ansatzpunkte formulieren. Sie erschöpfen sich nicht im Weiterdenken des Bestehenden, sondern sollen darüber hinausweisen. Die Kritik und Bildung, die wir wollen, machen beweglich: Unmögliches soll möglich und Unerreichbares erreichbar sein.
Die Lange Nacht der Kritik in Basel wird von einem Kollektiv, bestehend aus Studierenden aus dem Raum Basel, sowie von Vertreter*innen anderer Bildungsorganisationen und interessierten Einzelpersonen organisiert. Das Kollektiv ist offen für alle, die mitorganisieren, Ideen einbringen oder Beiträge veranstalten möchten.